01.07.2017, 09:58 Uhr

Förster meets Naturschützer in der Schluchter Heide

Bei einem Vor-Ort-Termin am 22.06.2017 am Hasselbachteich berieten sich Förster Joachim Cohnen und Vertreter des BUND und des Bündnis Heideterrasse über die Aufwertung dieser auch als Gierather Wald bekannten Teilfläche der Heideterrasse.

Anwohner kennen und nutzen dieses zwischen Köln und Bergisch Gladbach gelegene Gebiet als Naherholungsgebiet, für einen Morgen- oder Abendspaziergang, zum Joggen oder als Hunde-Freilaufzone (was die Schluchter Heide definitiv und offiziell nicht ist), was gut für den Hund, aber stressig für alle anderen ist, z.B. Rehe oder bodenbrütende Vögel... ein schwieriges Thema, deshalb zurück zum eigentlichen, Stand der Dinge und was könnte diesen Natur-Fleckenteppich noch abwechslungsreicher und damit attraktiver machen für Mensch und Natur.

Zunächst, warum haben sich die Damen und Herren ausgerechnet an diesem Ort (Hasselbachteich) verabredet? Weil: es ist die einzige Stelle in diesem Gebiet mit einem Stillgewässer, und mit der Schutzhütte an einer Wegegabelung auch vielbesuchter Ort für all diejenigen, die einfach nur mal raus ins Grüne wollen nach / im Alltag, oder irgendwelche Sachen machen wollen, wie man an den Hinterlassenschaften sieht, außerhalb von zu Hause.

Weil es aber das eben einzige Stillgewässer ist, außer den Entwässerungsgräben und Bächen, die sich durch das Gelände und entlang der Wege ziehen, zieht es auch andere natürliche Einheimische an, Amphibien (Frösche, Molche, Kröten), Libellen und Fledermäuse - letztere eher über als im Gewässer.

Darüber waren sich Herr Cohnen (Forstamt, Landesbetrieb Wald und Holz NRW) und die Vertreter des Naturschutzes sich schnell einig: das ist gut so, das soll so bleiben, und das kann auch noch optimiert werden. Z.B. indem man Bäume wegnimmt im unmittelbaren Randbereich des Teiches, v.a. standortfremde Kiefern, die das Gewässer beschatten, was die Amphibien (Frösche, Molche bzw. deren Larven) gar nicht gut finden, weil, sie mögen es lieber lauwarm, und das geht nicht im Schatten.

Schatten ist überhaupt das Stichwort, wir erinnern uns: es ist die Schluchter Heide, von der wir reden, also Heide, auf die kaum noch etwas hindeutet, außer ein paar Ginsterbüsche und Heidekraut-Inseln (Calluna). Aber die Heide hat dieses Gebiet geprägt, bevor es eingesiedelt und zu einem Forst (den Gierather Forst) umgewandelt wurde. Aber es gibt sie noch, die Bewohner der besonnten Offenflächen, in Gestalt der Zauneidechse, welche sich überall dort noch blicken lässt, wo die Sonne zwischen den Baumwipfeln bis auf den sandigen Boden dringen kann.

Will man Zauneidechse, und vielleicht sogar Heidelerche und, ich muss verrückt sein! Steinkauz! einen Lebens- oder zumindest Durchzugsraum schaffen, dann muss man sich eventuell an ein ungewohntes, weil nicht mehr nur aus Bäumen bestehendes Landschaftsbild gewöhnen, sondern an ein solches, was es vor nicht einmal 100 Jahren noch war: ein offenes, lichtdurchflutetes Heidegebiet. Was natürlich nicht heißt, dass der (Gierather) Wald verschwinden soll, aus Försters Sicht sowieso nicht, aber auch die Naturschützer (des BUND) messen dem Altholzbestand an Eichen und Buchen eine hohen Stellenwert zu. Über den freuen sich auch Spechte und viele andere Waldbewohner.

Zwischenfazit: es gibt nach wie vor viele kleine und deshalb unbedachte Natur-Schätze zu bergen in der Schluchter Heide / Gierather Forst, und es gibt noch mehr, die wiederbelebt werden könnten, es gehört aber etwas Vorstellungs- oder Erinnerungsvermögen dazu, sich das vor das geistige Auge zu führen.
Joachim Cohnen, Gabi Falk (BUND), Silke Richter und Justus Siebert (Bündnis Heideterrasse) haben das vor Augen: besonnte Offenlandkorridore mit Blütenteppichen für Schmetterlinge, Heuschrecken, Eidechsen und Heidekraut, einen möglichst strukturreich-naturnahen Wald durchziehenden Lebensraum, holzwirtschaftlich immer noch im Soll, aber mit immer noch genügend Potential für natürliche Artenvielfalt und damit verbundener Spaziergangs-Erlebnis-Vielfalt, vorausgesetzt: man wertet nicht jeden gefällten Baum, oder gar jede freigestellte-vom-Weg-aus-Sicht-gewohnte Waldparzelle als brutalen Eingriff in die Natur.

Es gibt viel zu erzählen über die Naturschätze im Gierather Wald, der Schluchter Heide und den angrenzenden Teilräumen Thielenbruch und Iddelsfelder Hardt, auf unseren Webseiten findet sich einiges dazu. Am besten lassen sich Pflanzen und Tiere bei einer Exkursion erklären und entdecken, v.a. im Frühjahr bietet das Bündnis Heideterrasse regelmäßig die eine oder andere an, welche dann auch auf diesen Webseiten angekündigt sind. Oder mal per Email nachfragen, manchmal finden auch spontan-interne Gelände-Begehungen statt in die man sich einklinken kann. Dabei gibt es immer auch die Chance, etwas zu erfahren über gerade stattgefundene oder geplante Maßnahmen, Freistellungen oder Gewässer-Regulierungen z.B., und warum das (gut) so ist. Vielleicht sieht man sich ja mal in der Heide, die jetzt ein Wald ist.

Ortstermin am Hasselbachteich mit Förster Cohnen (2. v. rechts)
© Gabi Falk