23.02.2017, 22:44 Uhr

Hirzenbergmoor im Lohmarer Wald: Aktiver Naturschutz-Einsatz von Ehrenamtlern

Entbuschungsmaßnahmen zugunsten von bedrohten Moor- und Heidearten wie Sonnentau, Schnabelried und Erica.

Ehrenamtler-Einsatz im Hirzenbachmoor
Ehrenamtler-Einsatz im Hirzenbachmoor
© Holger Sticht
Das Landschaftsbild des Lohmarer Waldes rund um die Stallberger Teiche stellt sich dem heutigen Besucher so dar: entlang der Teichketten werden diese von Wald umfasst, die Bäume stehen meist bis dicht ans Ufer. In den höheren Lagen nur Wald, meist Buchenbestände, aber auch Fichten, hier und da auch Mischwald. Freie Flächen wie Heide oder Moor gibt es kaum (noch). Das war nicht immer so: in den tieferen Lagen, wo die Teiche sind, war es immer schon nass, seit jahrhunderten von der Teichwirtschaft geprägt, also durch menschliche Einwirkung. Dennoch hatte es immer auch Relikte natürlicher Lebensrumtypen gegeben, Bruchwälder und Moore, welche sich verinselt bis heute gehalten haben, aber auch anderswo stark zurückgedrängt wurden. In den höheren, trockenen Lagen des Lohmarer Waldes, wo heute Wald bzw. Forst steht, erstreckten sich bis ins 19. Jahrhundert hinein Wacholder-Heiden mit Trockenrasen, entstanden durch die extensive Viehwirtschaft. Nachdem diese aufgegegen und die Forstwirtschaft priorisiert wurde, verschwanden diese offenen Lebensräume.

Das Hirzenbergmoor ist eine der wenigen Stellen, die noch an diese Zeit erinnern, leidet jedoch unter der zu geringen Vernässung aufgrund der Entwässerung, speziell des Grabens zwischen Weg und Moor. Die Folge: Birken, Faulbäume und selbst Fichten fassen im Moor Fuß bzw. Wurzeln und überschatten die bodennahen Moorgewächse wie den Sonnentau. Zwar sind in der Vergangenheit Entbuschungsmaßnahmen durchgeführt worden, doch Geldmittel und Zeitkapazitäten sind knapp, und so ist in den letzten Jahren nichts passiert.

Jungbirken und Büsche werden abgeschnitten
Jungbirken und Büsche werden abgeschnitten
© Holger Sticht
Aber jetzt: In Absprache mit dem Amt für Natur- und Landschaftsschutz des Rhein-Sieg-Kreises und des Forstamtes haben wir (Bündnis Heideterrasse e.V.) in diesem Winter 2016/2017 erstmalig ein Ehrenamtler-Projekt gestartet, mit mehreren Einsätzen von Dezember bis Februar. Die meisten Einsätze hatte die BUND-Gruppe des Rhein-Sieg-Kreises, am letzten Einsatz-Tag am 11.02.2017 war eine GEO-Caching-Gruppe von 20 Engagierten mit dabei, sowie eine kleine Wandergruppe aus Köln, bestehend aus zwei Damen.

Das Ergebnis: die zentrale Fläche ist freigestellt, lediglich in den Randbereichen ist noch einiges stehen geblieben, aber immerhin: es ist sichtbar etwas passiert! Jetzt bleibt es zu beobachten, sobald ab dem Frühling die Wachstumsperiode beginnt, ob und welche Moor- und Heidepflanzen von unserem Einsatz profitieren konnten, besonders auf den punktuell geschaffenen Rohboden-/Torfmoos-Flächen.Wir sind gespannt und werden berichten.

Hirzenbergmoor nach dem letzten Einsatz, von oben Richtung Stallberger Teiche gesehen
Hirzenbergmoor nach dem letzten Einsatz, von oben Richtung Stallberger Teiche gesehen
© Justus Siebert
Im nächsten Winter wird sicherlich wieder etwas zu tun sein, Einsatz-Termine werden (diesmal mit großzügigerem Vorlauf) auf dieser Website bekannt gegeben.

Das mittel- bis langfristige Ziel ist jedoch, ohne menschlichen Einsatz auszukommen, indem durch Änderung der Entwässerungsarchitektur die Vernässung so weit zunimmt, dass Bäume hier nicht mehr wachsen können. Pläne hierfür gibt es bereits, etwa eine Staumauer anzulegen, doch so lange die Umsetzung solcher Maßnahmen noch nicht gesichert ist, wirken wir eben per Hand dagegen, damit Schnabelried und Gagel nicht verschwunden sind, bis die Maßnahmen kommen. Es gibt aber viele Player und Stellen, die ihr o.k. und die Geldmittel frei geben müssen, ein mühseliger Prozess, selbst bei gutem Willen aller, wir sind hier eben in Deutschland und nicht Holland, aber auch hier bleiben wir dran,