21.01.2017, 23:50 Uhr

Straßenbahn durch den Thielenbruch?

Anträge in Köln und Bergisch Gladbach bringen die Verlängerung der Linie 3,18 durch den Thielenbruch ins Spiel...

Mit der Straßenbahn durch den Thielenbruch: SPD, CDU und Grüne hätten es gern
Mit der Straßenbahn durch den Thielenbruch: SPD, CDU und Grüne hätten es gern
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Als wenn der Thielenbruch nicht schon genug zerschnitten wäre, das Schutzgebiet ist immer wieder weiteren abstrusen Ideen ausgeliefert. Nicht nur die Zweigleisigkeit der S-Bahn, sondern auch die Verlängerung von 3 und 18 wurde im letzten Halbjahr durch mehrere Parteien auf die Tagesordnung gebracht.

So beantragten die CDU- und die Grünen-Fraktion im Rheinisch-Bergischen Kreis am 7. November 2016, die "Verlängerung der KVB-Linien 3 und/oder 18 über Köln-Thielenbruch hinaus nach Bergisch Gladbach" als langfristige Maßnahme zu prüfen.

Am 6. September forderte die Kölner SPD-Fraktion im Verkehrsausschuss die Verwaltung mit ihrem Antrag auf, "die Verlängerung der Linie 3 nach Bergisch Gladbach kurzfristig besonders zu betrachten und zu erwägen". In ihrer Antwort für die Verkehrsausschusssitzung vom 6. Dezember weist die Verwaltung darauf hin, dass der zweigleisige Ausbau der parallel verlaufenden S 11 wegen Größerer Leistungsfähigkeit und kürzerer Reisezeit eher geeignet sei als eine Verlängerung der Stadtbahn.

Au- und Sumpfwälder des Kemperbachs: demnächst durch Stadtbahn zerschnitten?
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© Holger Sticht
Was so nicht ganz richtig ist: wichtig ist der 10-Minuten-Takt der S 11, dafür ist aber kein zweigleisiger Ausbau der Schienenstrecke zwischen Dellbrück und Duckterath, mitten durch das Schutzgebiet Thielenbruch, angezeigt oder gar erforderlich. Richtig ist aber, dass eine Verlängerung der Linien 3 und 18 nach Bergisch Gladbach aus genannten Gründen blanker Unsinn wäre. 

Die Verkehrsprobleme zwischen Köln und Bergisch Gladbach sind offensichtlich: zu viele Kraftfahrzeuge, insbesondere LKW, und damit wachsende Emissionen und Gesundheitsbelastungen für Anwohner. Doch anstatt mit alternativen Mobilitätskonzepten der rückwärtsgewandten Verkehrspolitik von Land und Bund zu begegnen, ist die Antwort vor Ort bisher Amateur-Politik mit Scheuklappen. Selbst von denjenigen, die bei den Betrügen von VW und Co. viele Jahre weg geschaut und dem Individualverkehr gnadenlos Vorfahrt eingeräumt haben, darf man mehr erwarten können.

Für Dellbrück und Bergisch Gladbach gibt es kurzfristig keine Alternative zu Fahrverboten insbesondere für Dieselfahrzeuge. Die laufenden Vertragsverletzungsverfahren der EU-Kommission gegen Deutschland wegen dauerhafter Ãœberschreitung der Stickstoffdioxid-Grenzwerte, aber auch die laufende Klage der DUH gegen Köln dürfte kein anderes Ergebnis bringen können. Entscheidende und längst überfällige Maßnahmen haben zudem u.a. BUND und DUH mit ihrem Aktionsprogramm "Saubere Luft für Deutschland" im Juli 2015 vorgestellt.