25.01.2017, 11:51 Uhr

Turmhofspaziergang im Januar: was der Winter so bringt...

Von und mit Elke Herkt, mit freundlicher Unterstützung von Betty Görgner

Im Dezember dachte ich noch: Oh jeehh..., im Januar (Samstag 21.01.2017) hast du den Heidespaziergang und wenn das Wetter kalt, grau, trüb und windig ist, dann kommt bestimmt keiner... Na, dann fahre ich wieder.

Die Spaziergänger-Gruppe im Geisterbusch
Die Spaziergänger-Gruppe im Geisterbusch
© Elke Herkt
Natürlich musste ich nicht wieder fahren. Das Wetter war kalt und frostig, aber die Sonne schien und der Himmel war klar und azurblau. Ein Traumwetter für einen Heidespaziergang. Es kamen 25  interessierte Wanderer. So viele Leute, die es bei diesem fantastischen Wetter raus in die Wahner Heide zog !!! Mein Plan war heute, vom üblichen Rundgang abzuweichen und vom Parkplatz Busenberg aus in den Geisterbusch zu gehen, denn dort schien die meiste Sonne.

Am Parkplatz gab es kurz eine Bestandsaufnahme der dort zu hörenden Vögel. Wir lauschten einen Moment - außer ein paar Kohl- und Blaumeisen war nichts zu hören. Die Teilnehmer bestätigten ebenfalls, dass es in diesem Herbst/ Winter kaum Vögel gibt, die in die Gärten kommen oder auf den Balkonen die Futterplätze besuchen. Alle Vogelbeobachter berichten überall in Deutschland mit Sorge, dass es noch nie so wenige Vögel gab, die sich in den Gärten an den Futterstellen aufhalten. Man sucht nach Ursachen und Gründen - aber ist es tatsächlich schon 5 nach 12.00 Uhr? Hat der letzte kalte Frühling und der heiße, trockene Sommer solche verheerenden Auswirkungen auf unsere Vogelwelt gehabt? Gibt es wirklich kein Futter mehr, weil die Nahrungsgrundlage fehlt und auch geeignete Habitate? Wir hoffen alle auf einen warmen Frühling nach diesem kalten Winter, der eventuell durch viele erfolgreiche Bruten diesen Mangel etwas ausgleichen wird.

Am Busenberg genossen alle den weiten Blick ins Land bis nach Köln. Von diesem Standort aus kann man sich gut vorstellen, wie einst die Nordsee das Land bedeckte. Im Tertiär erhob sich das Land zum Gebirge, das Meer floss ab und hinterließ die Sedimente, auf die die heutige Artenvielfalt der Wahner Heide aufbaut.

Raubwürger
Raubwürger
© Elke Herkt
Wir gingen weiter zur offenen Heidefläche - dem Geisterbusch - und erlebten dort das Highlight der Wanderung: Den Raubwürger. Der größte Würger Europas sitzt frei auf einer hohen Warte und lauert kleinen Vögeln und Wühlmäusen Insekten auf, die er dann bei gutem Angebot als Vorrat in Astgabeln einklemmt. Alle anderen Würger sind längst in die Tropen geflogen, weil sie von großinsekten abhängig sind, die bei uns im Winter nicht zur Verfügung stehen. Es hat sich gelohnt das Spektiv mitzuschleppen, denn der Vogel ist höchstens amselgroß und saß in einiger Entfernung auf freier Flur. Er zeichnet sich durch ein schwarzes Band im Gesicht aus, das an "Zorro" erinnert. Ansonsten ist er eher weiß/schwarz und blaugrau. Er kommt aus dem Norden, um hier zu überwintern.

Wir passierten einen  Hudewald und lernten etwas über die Ausbeutung des deutschen Waldes durch Holz- und Viehwirtschaft. Wir marschierten anSchließend durch die Stephansheide, wo das heutige Kinderheim (früher ein Gefangenenlager) liegt, gemächlich zurück zum Parkplatz.

Kleiber an moosbewachsener Eiche
Kleiber an moosbewachsener Eiche
© Elke Herkt
Unterwegs begegneten wir noch dem Kleiber, der unter dem Moos an den Bäumen nach Futter sucht (wer also ein loses Stück Moos auf dem Weg findet, schaut am besten nach oben - dies könnte einem Kleiber bei der Futtersuche heruntergefallen sein), einen Gartenbaumläufer, einem Wintergoldhähnchen, dem Eichelhäher und dem Buntspecht. Vogelmäßig ist zu dieser Jahreszeit in der Heide nicht so viel los, aber die Ausbeute an diesem Tag war sehr zufrieden stellend. Von verschiedenen Teilnehmern wurde berichtet, dass an verschiedenen Flussufern sehr reges Treiben der Vögel beobachtet wurde. Das lässt uns hoffen...

Die Tage werden wieder länger und das Sonnenlicht stimuliert ein Hormon in der Vogelkehle, das sie veranlasst wieder zu singen. Sie suchen sich neue Reviere und einen Partner, denn die nächste Brutzeit beginnt schon im März.

Der November im Januar
Der November im Januar
© Elke Herkt
Zum Abschluss erläuterte ich noch mal kurz, warum es wichtig ist, unbedingt die Wegeordnung in der Wahner Heide einzuhalten. Die Wahner Heide ist ein ehemaliges Militärgebiet, daher sollte immer den Markierungen mit der roten Kennzeichnung gefolgt werden, Hunde an die Leine - und dies alles zum Schutz der Flora und Fauna, insbesondere von brütenden Vögeln und nicht zuletzt zum eigenen Schutz. Allen Teilnehmern erschien dies selbstverständlich - denn Wanderer haben den nötigen Respekt vor der Natur.

Mir und allen Teilnehmern hat dieser Spaziergang viel Spaß gemacht und ich bin gespannt und freue mich darauf, was uns das Frühjahr bieten wird...