02.09.2018, 15:19 Uhr

Der Hasselbachteich im Gierather Wald

Eine Zwischenbilanz nach den Zeiten der Dürre 2018 und ein erster Blick nach vorne.

28.07.2018: Ein Tag vor dem ersten Feuerwehreinsatz, der vielen Teichbewohnern das Leben gerettet hat.
28.07.2018: Ein Tag vor dem ersten Feuerwehreinsatz, der vielen Teichbewohnern das Leben gerettet hat.
© Justus Siebert
Wie schon auf dieser Website zu lesen war, und was auch jeder Spaziergänger selbst beobachten konnte in diesem Sommer: Der Wasserstand des Hasselbachteiches nahm immer mehr ab, bis er Ende Juli kurz vor der kompletten Austrocknung stand. Das Schicksal so manch eines Baches oder kleineren Tümpels in dieser Region in diesem Dürre-Sommer 2018. Dass ein kleineres Gewässer mal austrocknet, ist an sich noch keine ökologische Katastrophe, eher ein natürlicher Vorgang, bei dem es nicht nur Verlierer (Fische) sondern durchaus auch Gewinner gibt (Amphibien), bzw. geben kann. Denn wenn sich so ein Tümpel in nachfolgenden Regenzeiten wieder mit Wasser füllt, ist das die Chance für einen Neuanfang, aus Froschperspektive: mit frischem Wasser, ohne Fressfeinde für die Larven / Kaulquappen, Fische und Libellenlarven, also verbesserten Aussichten für den Nachwuchs.

Gewinner und Verlierer: Amphibien und Fische ?!

Die Freiwillige Feuerwehr Bergisch Gladbach spendiert Wasser
Die Freiwillige Feuerwehr Bergisch Gladbach spendiert Wasser
© Danielle Over
Im Falle des Hasselbachteiches aber hieß das: auch die Amphibien hätten zu den Verlierern gezählt, denn ein Großteil der Krötenquappen und Molchlarven hatte sich noch nicht von Kiemen- zu Lungenatmern entwickelt und wäre mitsamt den Fischen und dem letzten Wassertropfen verendet. Wäre, wäre nicht die Freiwillige Feuerwehr Bergisch Gladbach ausgerückt und hätte in mehreren Einsätzen, das erste Mal am Sonntag 29.07., mehrere Tausend Liter Wasser in den Teich geleitet. Angefragt hatten das bei der Feuerwehr naturliebende Anwohner, konkret wegen der Problematik für die Amphibienlarven. Aber auch um die nach Sauerstoff schnappenden Fische tat es einigen AnwohnerInnen leid. Die erste Bestimmung „Karausche“ (Rote-Liste-Art) musste allerdings revidiert werden, Dank an Michael, es waren wohl allesamt Giebel (eher Zuwanderer, verdrängt die heimische Karausche) oder zumindest eine Mischform. Stichlinge, die in den Jahren zuvor in diesem Teich beobachtet werden konnten, wie auch in einigen anderen Teichen des Königsforstes, konnten nicht gefunden werden.

Freiwillige Feuerwehr im Einsatz für die Natur

24.08.2018: Am Tag zuvor gab es noch eine Restpfütze, die aber einen Tag später ausgetrocknet war. Der Tod für alle Fische (Giebel),
24.08.2018: Am Tag zuvor gab es noch eine Restpfütze, die aber einen Tag später ausgetrocknet war. Der Tod für alle Fische (Giebel),
© Danielle Over
So oder so: Der Feuerwehreinsatz hatte zumindest den Amphibienlarven ein Zeitfenster geöffnet, um doch noch die Kurve zu kriegen, als Lungenatmer an Land zu gehen und so dem Trockentod von der Schippe zu springen. Schon dafür hat sich der der Einsatz gelohnt! Der Teich wurde von den besorgten AnwohnerInnen weiter beobachtet, inzwischen hatte sich eine (noch) digital-halborganisierte Gruppe gebildet, die sich am 23.08. dann auch vor Ort traf. Und feststellte, dass der Teich erneut zu einer Pfütze geschrumpft war, ohne Aussicht auf Regen in den nächsten vier Tagen, und damit kurz vor der Austrocknung. Das sichere Todesurteil für hunderte Giebel, noch verbliebenen Nesthäkchen-Krötenquappen und Libellenlarven. Andere Teichbewohner, wie die Gelbrandkäfer und Wasserskorpione (ungiftig), Schlammschnecken, würden ein paar Tage im feuchten Schlamm ausharren können, doch auch für sie bedeutet die Situation Stress. Eine weitere Begehung am nächsten Tag bestätigte die Befürchtungen: Der Hasselbachteich war nun komplett ausgetrocknet (Freitag 24.08.2018). Für Giebel und Quappen kam der nach Ewigkeiten erste Gewitterregen fünf Tage zu spät, die toten Fische waren zu Hauf auf dem trockenen Teichgrund zu sehen. Und ob die sich nach dem Regen gebildete Pfütze ausgereicht hätte, die Tiere über die nächste Trockenphase zu bringen, bleibt fraglich.

Was jetzt anfangen mit der Situation und den Erkenntnissen?

02.09.2018: der Hasselbachteich ist komplett ausgetrocknet.
02.09.2018: der Hasselbachteich ist komplett ausgetrocknet.
© Thomas Siems
Natur Natur sein lassen, und das so hinnehmen? Aber ist das noch Natur, mit Klimawandel? Ist das, wie eingangs schon beschrieben, nicht alles schlecht, sondern hat auch was Gutes, für Molche und Kröten? Irgendwo ja, aber andererseits: waren das nicht doch bessere Zeiten, auch für die Kröten, als der Teich noch so tief war, dass man mit Ponys baden gehen konnte, wie sich eine langjährige Anwohnerin erinnerte? Er also noch nicht so stark durch die vom Hasselbach eingeschwemmten Sedimente immer mehr dem Verlandungsprozess ausgesetzt war? Unter dem Strich kamen die Freunde des Hasselbachteiches zu dem Fazit, dass die früheren Zeiten die besseren waren, und man was tun muss, um den Teich als solchen zu erhalten, mit einem zumindest minimalen Wasserstand auch in einem heißen Sommer. Dazu aber sind einige technische und behördliche Dinge zu besprechen und zu klären, bislang ist es „nur“ eine  Natur-liebende-Anwohner-Bürger-Initiative, mit Rückendeckung seitens des Vereins-Naturschutzes über uns (Bündnis Heideterrasse).

Und wenn man schon mal zusammen sitzt, kommen weitere Ideen zusammen, nicht nur für den Hasselbachteich, auch für den Rest des Gierather Waldes bzw. die Schluchter Heide, denn wer Kröten mag hat meist auch Sympathien für Eidechsen, genauer Zauneidechsen, die es immer noch in Restbeständen gibt im Gierather Wald, aber ihre bevorzugten sonnigen Heideflächen sind in den letzten Jahren zunehmend verbuscht. Das findet auch der Fitis nicht gut, was Vogelfreunde, auch als Ornithologen bekannt, mit ins Boot holt. Und außerdem gab es ganz früher doch noch mehr Teiche, die Deutzer Weiher, deren Wälle man immer noch von den Wegen aus sehen kann, könnte man nicht…? Und im benachbarten Thielenbruch tut sich derzeit auch einiges bezüglich Renaturierung und Wiedervernässung, also da mal anklopfen, beim federführenden BUND, kann auch nicht schaden.

Also, viel Potential, viel zu tun, viel zu klären, und irgendwann kommt nicht nur für die Freunde spezieller Arten was Sichtbares und Hörbares dabei heraus, sondern auch für den „normalen“ anwohnenden Spaziergänger, weil mehr Vielfalt und Abwechslung im Gelände. Wir bleiben dran.