10.01.2014, 01:53 Uhr

Teiche und Verlandungssümpfe

Von den Biberweihern von einst zu den Röhrichten und Sumpfsimsenteppichen von heute

© Holger Sticht
Die Teiche des Lohmarer Waldes sind Folge Jahrhunderte währender Bautätigkeit und Bewirtschaftung des Menschen. Aus ökologischer Sicht sind sie dennoch von großer Bedeutung, weil sie für viele heute seltene Arten Ersatzlebensräume darstellen. Denn auch von Natur aus dürfte es im Bereich der beiden Bäche und Aggerzuflüsse Gierssiefen und Rothenbach, an welchen sich der großteil der 42 erhaltenen Teichanlagen reiht, in Folge der Dammbauten des Bibers immer wieder Stillgewässer gegeben haben. Zu erwarten ist ein heterogener Wechsel aus Bachauen, Bruchwäldern, Heidemooren, Biberweihern und -wiesen.

Auch wenn die menschliche Bautätigkeit die Moorvegetation weitgehend vernichtet hatte und durch die Fischzucht eine unnatürlich starke Anreicherung mit Nährstoffen (Eutrophierung) stattgefunden hatte, entwickeln sich diese Stauteiche - wenn auch äußerst langsam und im Laufe von Jahrhunderten - wahrscheinlich wieder zu Heidemooren. Auf dem Weg dahin gibt es zahlreiche Vegetationsstadien mit heute teilweise hochgradig gefährdeten Arten. Für diese natürliche Vielfalt der saueren und nährstoffarmen (dystrophen) Verlandungssümpfe sind aufgegebene, nicht mehr zur Fischzucht dienende Teiche des Lohmarer Waldes von landesweiter Bedeutung.

Verlandender Teich
Verlandender Teich
© Holger Sticht
Beispielhaft zu nennen ist die Knöterich-Laichkraut-Gesellschaft mit dem vom Aussterben bedrohten Sumpf-Johanniskraut. Oder die stark gefährdete Pillenfarn-Gesellschaft mit Wassernabel und Zwiebelbinse.

Überhaupt die Sauergräser: aus der Gattung Eleocharis, zu deutsch Sumpfsimsen, kommen im Lohmarer Wald allein 5 Arten vor, darunter die vom Aussterben bedrohte Ei-Sumpfsimse.

Aber auch die Teiche, die nach wie vor eher extensiv bewirtschaftet werden, sind Lebensräume seltener und typischer Arten. Einige profitieren sogar von dem Ablassen der Teiche im Winter, weil es ähnliche Effekte in der ursprünglichen Naturlandschaft auch gegeben hat. Z.B. wenn durch den Wohnortwechsel einer Biberfamilie ein Damm verfiel.

Zu diesen Arten gehört mit dem Schild-WasserhahnenFuß eine äußerst auffällige: egal ob auf der Wasseroberfläche als Schwimmblattgesellschaft windgeschützter Bereiche oder auf der kahlen Schlammfläche breiten sie ihre weißen Blütenteppiche aus.

Ei-Sumpfsimse zwischen Vielstängeligen Sumpfsimsen
Ei-Sumpfsimse zwischen Vielstängeligen Sumpfsimsen
© Holger Sticht
Die stark gefährdete Reisquecke ist ein ausgesprochener Pionier neu entstandener und damit unbewachsener Schlammflächen, die für ihn immer wieder aufs Neue entstehen müssen. Auch für den Südlichen Wasserschlauch, der nur in manchen Jahren, dann aber oft massenhaft blüht und einen ganzen Teich gelb einfärben kann, ist das Trockenfallen unproblematisch.

All diese Teicharten haben es durchaus gerne etwas nährstoffreicher als die Sumpfarten. Das gilt auch für die verschiedenen Röhrichte und Seggenrieder, welche die Teichufer dauerhaft besiedeln. Auch für den Ungeübten leicht kenntlich, in NRW aber als gefährdet geltend sind das Schilfröhricht und das Pfeilkrautröhricht. Meist trifft man an den Teichufern auf Igelkolbenröhrichte.

Vierfleck auf Ästigem Igelkolben
Vierfleck auf Ästigem Igelkolben
© Holger Sticht
Die Libellenfauna der Lohmarer Wald-Teiche ist von mindestens landesweiter Bedeutung. Spitzenfleck, Südliche Mosaikjungfer, Früher Schilfjäger und v.a. der Keilfleck gehören zu den Raritäten, die hier noch ein Refugium finden. Die teils üppigen Schwimmblattgesellschaften sind Lebensraum entsprechender Spezialisten, sowohl des Kleinen als auch des großen Granatauges. Beide Arten sind nicht leicht zu unterscheiden, aber anhand der großen rubinroten Augen kann man zumindest die Gattung gut erkennen.

Am auffälligsten sind natürlich die verschiedenen Wasservogelarten, zu welchen unter der Rubrik "Fauna - Vögel" Einiges steht. Mit etwas Glück kann man auch mal eine Ringelnatter dabei beobachten, wie sie sich an Wasserfrösche heran macht.

Die Fischfauna ist durch die Teichwirtschaft gesteuert. Wichtigste Art ist natürlich der Karpfen, der als Zuchtform - die Wildform stammt u.a. aus dem Einzugsgebiet des Schwarzen Meeres - seit dem späten Mittelalter in Mitteleuropa vorkommt.